Klingeltöne sind persönliches Accessoire
Von Anneli Goebels
„Hey Jude“, „We are the Champions“ oder vielleicht „Eight Days a week“ – wie hätten sie’ s denn gern? Ja eben immer wieder anders. Abwechslungsreich soll’ s sein. Isabelle Rhine, Florian Koscht und Daniel Kompisch haben sich für alle drei Melodien entschieden – zwei Mal Beatles und einmal Queen. Sie griffen auch selbst in die Tasten und komponierten kleine Melodien für ihr Handy – die Teilnehmer eines Multimediaworkshops zum Thema „Handy-Klingeltöne“ mit Heiko Walter .
Mit einem einfachen Tastendruck können sie von einer Musik zur anderen wechseln und so ertönt ihr Handy immer wieder anders. Um Handys und ihre Klingeltöne ging es gestern in einem Workshop der Firma digipaed in der Neusser Stadtbibliothek. Medienpädagoge Heiko Walter wollte von den Workshop-Teilnehmern erst einmal wissen, was denn ihr Handy leisten kann.
Da mussten einige schon passen und forschten im Internet oder – wenn noch vorhanden – in der Gebrauchsanweisung. Die meisten der jungen Leute hatten sich bereits diverse Klingeltöne aus dem Internet heruntergeladen und dafür pro Melodie drei bis fünf Euro zahlen müssen. „Wer nicht gehörig aufpasst, rutscht bei diesen Aktionen in einen Abo-Vertrag und zahlt schnell monatlich zehn bis zwanzig Euro – zu den Kosten fürs Telefonieren“, weiß Heiko Walter.
Die Musik, die sie gerne aus ihrem Handy hören wollten, sollten die Jugendlichen mitbringen. Jens Lattner hatte eine Eminem-CD mit im Gepäck. Immer wieder hörte der 15-Jährige das Lied „Just loose it“, Sequenz für Sequenz, denn natürlich kann nicht der komplette Song ertönen, wenn Jens angerufen wird. 30 Sekunden gilt es zu füllen, da muss der Sound stimmen. Was die Auswahl der Musik angeht, ist Heiko Walter „sehr streng“.
„Es geht nicht, dass man sich unrechtmäßig Musik aus dem Internet herunterlädt“, sagt er. Einige der Teilnehmer versuchten es auch mit Eigenkompositionen oder schafften es sogar, ihren Lieblingssong in Noten umzusetzen und diese dann bruchstückhaft, doch erkennbar, aufs Handy zu laden. „Es gibt wirklich viele Möglichkeiten, sein Handy erklingeln zu lassen, ohne dabei in eine Schuldenfalle zu geraten oder gar gegen das Gesetz zu verstoßen“, äußert sich der 34-Jährige, der als gelernter Elektroniker gern auch im pädagogischen Bereich tätig sein wollte, sich vor fünf Jahren selbständig machte und seitdem Multimedia-Workshops anbietet. Jens wie auch die anderen waren jedenfalls begeistert von den Möglichkeiten, die sie gestern kennenlernten. „Ich werde mir auf jeden Fall die Software für knapp 20 Euro kaufen. Dann kann ich immer wieder neue Lieder auf mein Handy laden“, meint der Neusser.
„Die Klingeltöne sind mittlerweile zu einem persönlichen Accessoire geworden“, stellt Heiko Walther fest. Die jungen Leute identifizieren sich regelrecht damit. Was einigen – auch nach so vielen neuen Erkenntnissen und Möglichkeiten – dennoch Leid tat, ist die Tatsache, dass Gesang noch nicht aufs Handy übertragen werden kann – noch nicht.